Im Sommer 1684 erklangen die ersten Hammerschläge auf den Ertholmene. Der Festungsbau hatte begonnen. Die Gründung der Festung Christiansø erfolgte im Zug einer militärischen Aufrüstung in der südlichen Ostsee. Die Sicherheitslage Dänemarks war sehr ernst, denn der Erzfeind Schweden war zu einer europäischen Großmacht geworden. Durch den Verlust der Provinzen Schonen, Halland und Blekinge und der Insel Bornholm an Schweden im Jahr 1658 hatte Dänemark auf einen Streich alle seine Häfen östlich von Kopenhagen verloren. Ein geglückter Aufstand der Bornholmer gegen die Herrschaft der Schweden führte jedoch bald dazu, dass Bornholm und die Ertholmene wieder dänisch wurden.
Zu dieser Zeit errichteten die Schweden ihre enorme Flottenbasis Karlskrona: In der ehemaligen dänischen Provinz Blekinge an der schwedischen Südküste entstand eine völlig neue Garnisonsstadt für die Marine. Von Karlskrona aus konnte die schwedische Flotte schon früher im Jahr in See stechen, denn dieser Hafen war viel früher eisfrei als der alte Haupthafen der Flotte in Stockholm. Durch die schwedischen Kriegsschiffe geriet die dänische Seeherrschaft in der südlichen Ostsee in Gefahr. Als Reaktion darauf richteten König Christian V. und seine Regierung in Dänemark ihre Aufmerksamkeit auf die Ertholmene und den natürlichen Hafen des Archipels. Die felsigen Schäreninseln wurden bezwungen und auf ihnen die Festung Christiansø gegründet – der wahrscheinlich erste vorgelagerte Marinestützpunkt der Welt.
288 Norweger wurden auf die Felsinsel entsandt, geführt von dem holländischen Festungsbauingenieur Anthony Coucheron. Dieser hatte in Norwegen Erfahrungen mit dem Festungsbau auf felsigem Untergrund gesammelt. Die Granitsteine für die Türme und Artilleriebatterien wurden an Ort und Stelle gebrochen. Alle anderen Baumaterialien mussten übers Meer herangeschafft werden. Mit der Zeit konnte man von Bornholm aus sehen, wie sich die Silhouette der Ertholmene veränderte.
Anthony Coucheron, der einige der großen Festungen in Norwegen gebaut hatte, war besonders für seine Festungstürme bekannt. Der Store Tårn und der Lille Tårn auf den Ertholmene gehören zu seinen größten Türmen. Die Ideen zu diesen besonderen Türmen (die später „Martello-Türme“ genannt wurden) holte sich Coucheron aus der Mittelmeer-Region, wo diese Turmbauweise häufig zu finden war.
Die ersten Jahre des Baus waren dominiert vom Kampf gegen die Naturgewalten – und wahrscheinlich auch vom Kampf gegeneinander, denn mehrfach drohte auf den Inseln Meuterei.
Gyldenløves Batterie
Gyldenløves Batterie wurde im Sommer 1684 erbaut. Sie war das erste Artilleriebauwerk der Festung. Die Batterie gehört zu den vier Hafenbatterien (neben Juels, Spanns und Sehesteds Batterie), die die Hafeneinfahrt gegen eine eindringende Flotte verteidigen sollten. Eine der befestigungstechnischen Schwächen Christiansøs war nämlich, dass der Feind im Grunde die vielen Kanonenbatterien der Inseln umgehen konnte, indem er mit seinen Schiffen direkt durch die Hafeneinfahrt und damit ins Herz der Festung segelte. Aus diesem Grund wurde der Hafen in Kriegszeiten zusätzlich mit Kabeln und Ketten gesichert. Unterhalb der Gyldenløves Batterie sieht man ein Loch in der Festungsmauer, durch das die Hafensperren festgemacht wurden.
Die Gyldenløves Batterie wurde übrigens im Lauf der Jahrhunderte mehrfach verstärkt und ausgebaut, was man an den verschiedenen Steinsorten in den Mauern der Batterie sehen kann.
Der Jungfrauengalgen
Das Gelände vor der großen Mauer zwischen Bielkes Pforte und Hofmanns Pforte heißt „Jungfrauengalgen“ (Jomfrugalgen). Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die große Mauer gebaut wurde, wurden die Felsformationen, an deren Stelle sich die Mauer heute befindet, komplett weggesprengt. Vor der Sprengung befand sich hier eine tiefe Kluft, die man heute noch erahnen kann. Dieser Ort heißt Jungfrauengalgen. Der Name stammt aus der Zeit vor 1684, also bevor die Festung entstand. In der tiefen Kluft zwischen den Felsen, so sagt man, wurde damals ein Galgen gefunden. Daran hing eine Frauenleiche, die einst von Seeräubern gehängt worden war.